An machen Tagen verwandelt sich eines der schönsten Worte der Welt in ein Schimpfwort: Es geht um Mama. Besser gesagt: MAAAAAMAAAAA!!!! Oder Mama? Maaaaaama? Mama? Mama? Aber Mama?
Der Start in den Tag ist ja noch harmlos. Augen auf: Mama? An besonders guten Tagen, kommt noch Guten Morgen, Mama dazu. Das finde ich toll. Liebevoll, schmeichelhaft, fühlt sich gut an. Ja später am Tag, umso mehr kann diese wunderschöne Bezeichnung meines Ichs sich zu einer Phrase entwickeln. Zu einem Stich. Zu einer Zuckung, zu einer Zumutung.
Wie schade, ärgere ich mich dann über mich. Ich habe damals bei allen 3 Kindern darauf hingearbeitet, dass sie zuerst mich mit Mama benennen können und nicht Papa erst aussprechen. Und jetzt? 13, 10 und 5 Jahre später ist so ein Mama-Tag zu Hause schon eine Herausforderung. Ich habe schon einiges unternommen um dieses automatisierte Verhalten: Bevor ich irgendwas tue, rufe ich erstmal Mama ( auch prophylaktisch, bevor Gedanken zu Ende gedacht werden ) -zu verändern. Geld eingesammelt. 1 x Mama 0,50 €. In 2 Minuten hatte ich bereits 5€. Das Mama- Flatrate gestoppt: jeder hatte nur noch ein Guthaben von 25 x Mama. Katastrophe!!! Mich auf der Toilette versteckt, um durchatmen zu können : Sie haben nach mir gefahndet. Nichts half. Ich bin nun mal das Universalgenie, die Stütze, die Krankenschwester, die Köchin, die Nachtwächterin, das Trösterchen, die Nachmittagslehrerin, DIE Bezugsperson in deren kleinen Universum.
Was für eine Rolle !!! Was für eine Leistung!!!
Reframing bedeutet, etwas umzudenken, etwas Unangenehmen einen neuen Rahmen geben. In diesem Fall, so einen Mama- Tag so einzurahmen, dass ich mich nicht verfolgt, sondern geliebt und gebraucht fühle. An solchen Tagen, an denen Mama öfter ausgesprochen worden zu sein scheint, baue ich mir in Gedanken einen neuen Rahmen um den Tag herum und lasse ihn über ihn schweben. Anstatt zu zucken und zu nörgeln und garstig zu sein , weil meine Aufnahmekapazitäten erschöpft sind und ich kaum noch Zeit zum Atmen habe, nehme ich einen tiefen Atemzug und ziehe in Gedanken mein Superheldinnenkostüm an. Ich reagiere dann ruhig, geistesgegenwärtig und fair.
Ich atme nochmal tief durch und spüre dann die Dankbarkeit für diese 3 kleinen Geschöpfe, für die ich so viel bedeute. Ich atme nochmal tief durch und klopfe mir in Gedanken auf die Schultern ( Das brauchen wir Superheldinnen und Muttertiere auch mal) und erkenne diese tolle Leistung an. Ich nehme die Herausforderung des trubelnden Familienalltages an und genieße mein Leben. Im Flow. So fühlt es sich am besten an. Refraimt im Superheldinnenkostüm. An manchen solchen Tagen.
Herzlich
eure Éva